Antibiose und die Alternativen
Es gibt keine Alternative… Sie riskieren schwerwiegende Folgen… Die Infektion bedroht das Leben Ihres Pferdes…
All dies haben wir schon gehört und natürlich geglaubt. Es gibt aber immer 2 Seiten der Medaille. Über eines sind wir wohl einig: viele Errungenschaften sind ein Segen für uns und die Tiere. Leider sind nicht alle einfach vom Menschen auf die Pferde übertragbar. Nicht umsonst ( fragen sie ihren TA ) gibt es sehr, sehr viele antibiotische Medikamente, die für Pferde nicht zugelassen sind, aber in der Humantherapie täglich gegeben werden.
Pferde sind keine Menschen und wer einmal die Folgen einer Antibiose gespürt hat, würde darauf in Zukunft auch lieber verzichten.
ABER es gibt ja keine Alternative… oder doch?
Beispiel 1.
Ein Pferd hat eine Verletzung, als erstes wird schnell ein Antibiotikum gegeben. Es soll ja keine Infektion in die Wunde. Diese Reaktion kann ich sehr gut verstehen, sind doch die Folgen oft verheerend. Trotzdem gibt es Alternativen, die dem Pferd nicht zusetzen sondern sein Immunsystem noch dazu stärken. Z.B. die Egeltherapie. An einer Wunde gibt es nichts effektiveres als einen Egel. Viren und Bakterien werden abgetötet, Schmerzlindernde Stoffe werden in die Wunde gegeben. Der Wundheilungsprozess wird deutlich verbessert. Lymphstauungen wird entgegengewirkt. Verunreinigungen werden gelöst und ausgespült. Der Stoffwechsel wird angeregt und die Nervenenden zur Regenerierung angeregt. All diese Vorteile gehen Hand in Hand mit der Tatsache, dass diese Therapie dazu noch Nebenwirkungsfrei ist. Im Gegenteil, alle Wirkungen sind erwünscht.
Beispiel 2.
Eine Verletzung ist nicht sofort entdeckt worden, es ist Schmutz in die Wunde gekommen. Auch in diesem Fall ist die Natur sehr effizient. Auch hier ist der Egel aus vorher genannten Gründen eine gute Wahl.
Des weiteren gibt es sehr gut verträgliche und Effiziente Medikamente in der Natur. Mittel, die unsere Pharmazeutisch hergestellten Medikamente in den Schatten stellen. Bei Fieber ist die Temperatur senkende Eigenschaft von Aspirin bekannt. In Weide und Pappel ist ein „natürliches Aspirin“( Inhaltsstoffe der Weidenrinde sind Salicylalkoholglykosoide * Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Gerbstoffe. Das Salicin wird im Darm zu Salicalalkohol und Glucose gespalten und dann in der Leber zu Salicylsäure ** umgewandelt )vorhanden, dass wegen seiner viel besseren Verträglichkeit für Pferde bei weitem eher angezeigt ist. Weide verfügt über Nebenstoffe, die die Verträglichkeit und gleichzeitig die Wirkung um ein vielfaches steigern. Das bedeutet bei weniger Wirkstoff, größere Wirkung und bessere Verträglichkeit gleichzeitig.
Beispiel 3.
Eine Phlegmone hat sich gebildet. Um die flächige Ausbreitung der Entzündung zu beenden, ist auch an dieser Stelle ein Egel angezeigt. Das gilt übrigens für alle Infektionen an der Oberfläche ob eitrig oder nicht. Gleichzeitig sollte das Pferd auf Übersäuerung getestet werden, die das Immunsystem oft so weit schwächt, dass es überhaupt zu solchen Reaktionen kommen kann.
Beispiel 4.
Eine Wunde will nicht verheilen. Wie auch beim Menschen gibt es beim Pferd Wunden, die sich sehr schlecht schließen. Solche, oft infizierten Wunden sind häufig schon antibiotisch versorgt worden und schließen sich trotzdem nicht. Beim Pferd kennen wir die Problematik, dass sich schnell das sogenannte „Wilde Fleisch“ bildet. Dies ist eine Reaktion des Körpers auf Wunden, die eine gewisse Tiefe haben oder auseinander klaffen. Innerhalb von 3 bis 10 Tagen entsteht ein Fibrinnetz an das sich weitere Zellen anlagern und ein neues Gewebe aufbauen. Sogar neue Blutgefäße entstehen um ein solches neues Gewebe zu versorgen. Dieses ist beim Pferd ein wichtiger Mechanismus, da Verletzungen z.B. an den Beinen sonst eventuell Sehnen ungeschützt lassen. Das Pferd hat kaum Muskulatur unterhalb der Unterschenkel oder des Unterarms. Sehnen liegen direkt unter der Haut. Hier hat die Natur also für einen Schutz gesorgt, der zwar kosmetisch nicht ansprechend ist aber seinen Dienst tut. Natürlich kann eine Wucherung das Pferd stören, der Kosten nutzen Faktor ist allerdings klar.
Wird eine tiefe Wunde mit entsprechenden ätherischen Ölen in Verbindung mit Zink versorgt, schließt sie sich und bildet kein wildes Fleisch. Die Wundränder ziehen sich stark zusammen und die Wunde kann ohne große Narben heilen.
In all diesen Fällen wird Ihnen immer wieder eindringlich zu antibiotischer Behandlung geraten. Eine solche Behandlung schwächt das Immunsystem immens. Es werden im Darm Bakterien abgetötet, die nie wieder in das System zurückkehren. Der Organismus braucht mindestens 2 Jahre um sich einigermaßen von einem solchen Angriff zu erholen.
Die Folgen sind oft nicht in direkten Zusammenhang zu stellen, wenn man allerdings überlegt, findet man häufig die Verkettung der Ereignisse…
ein aktuelles Beispiel aus der Praxis: Trittwunde links 3 cm über dem Karpalgelenk. Wundgröße ca. 3cm lang Taschenbildung von 0,5cm, Verunreinigung durch Wälzen auf dem Paddock. Antibiose über 6 Tage. 2 Tage. Nach Absetzen des Antibiotikums unwillig beim Satteln, beißt nach hinten beim Putzen, immer wieder Flemen, Futterverweigerung, Knieblockaden.
Das Pferd hat ein Magengeschwür. Folglich wird das Magengeschwür mit Säureblockern zur Ruhe gebracht. Das Pferd bekommt 4 Tage Mash, langsam wieder etwas Heu und Rübenschnitzel. Darauf folgt ein unerklärliches Aufgasen des Dickdarms das Pferd hat Blockaden im Rücken, kann über 3 Monate nicht geritten werden. In der linken Vorhand wird darauf eine Lahmheit durch beginnende Arthrose festgestellt. Ein weiterer Klinikaufenthalt, steht bevor. Der Darm und das linke Karpalgelenk soll mit Cortison und Schmerzstiller behandelt werden……. Die Besitzerin ist lange schon an ihre Finanziellen Grenzen gestoßen.
Diese Folge ist nicht untypisch! Immer wieder stoße ich in der Praxis auf ähnliche Fälle.
Es ist Wichtig, diesen Kreislauf zu unterbrechen, am besten, ihn garnicht erst in Gang zu setzen.
Auch bei beschriebenem Fall hätte man dem Pferd einiges ersparen können. Natürlich kann man im Nachhinein vieles besser wissen. An dieser Stelle möchte ich nur die Möglichkeiten aufzeigen, die man noch hat, bevor es zu Eingriffen kommt, die nur schwer wenn überhaupt wieder rückgängig zu machen sind.
Ein Verantwortungsvoller Therapeut wird NIEMALS gegen eine Antibiose sein, die wirklich nötig ist. Es lohnt sich aber in jedem Fall abzuwägen, ob es wirklich notwendig ist. Eine Antibiose wirkt nur gegen Bakterien, alle Viruserkrankungen kann sie nicht beeinflussen. Das Immunsystem wird allerdings immer von einer Antibiose geschädigt. Der Darm ist das empfindlichste Organ des Pferdes. Ein Pferdedarm ist robust, mit der richtigen Ernährung, der richtigen Pflege und den richtigen Bakterien und Darmsymbionten. Fehlt eine dieser Komponenten oder wird geschwächt, ist der Darm anfällig und mit ihm auch das Pferd.
An dieser Stelle muss ich auch noch einmal deutlich sagen, dass auch ich schon bei Patienten eine Antibiose nahegelegt habe. Es gibt selbstverständlich nicht Gut oder Schlecht, aber es gibt sehr oft eine gute oder auch bessere Alternative!
* Salicin, Salireposid, Salicortin, Fragilin,Picein u.a. ** C7 H6 O3, 2-Hydroxybenzoesäure